Will man die Entwicklung Kopenhagens zur modernen europäischen Hauptstadt zwischen 1870 und 1930 verstehen, so liegt der Vergleich mit dem größeren Nachbarland Deutschland, vor allem mit dessen Hauptstadt Berlin, nahe. Beide verdanken dem Absolutismu.s seit der Mitte des 17. Jhs. ihren Aufschwung als Hauptstädte; es ist bezeichnend, daß ihre Bevölkerungszahl während der zweiten Hälfte des 17. Jhs. schneller als in anderen Großstädten wie z.B. London, Paris oder Wien anstieg.
Sowohl in Berlin als auch in Kopenhagen verfolgte die Regierung eine staatlich dirigierte Wirtschaftspolitik. Beide Hauptstädte wurden Zentren für Manufakturen, die nicht nur in der Luxusproduktion wie diejenigen anderer Staaten tätig waren.
Der öffentliche Sektor war sehr bedeutend: In Kopenhagen waren um 1660 42% der Haushalte davon abhängig, während 1740 in Berlin allein die Militärbevölkerung 21-22% ausmachte. Jedoch behielten die beiden Hauptstädte eine vom öffentlichen Sektor unabhängige Wirtschaft; die herkömmliche Tuchproduktion wurde durch die Industrialisierung zugunsten der Elektro- und Maschinenindustrie (Berlin) bzw. Lebensmittelindustrie (Kopenhagen) verdrängt.
Der Vergleich hat zahlreiche Gemeinsamkeiten der beiden Städte nachweisen können. Beide wurden sie Zentren einer neuen wirtschaftlichen Region, beide wurden sie Hauptstädte mit ihrem ersten großen Aufschwung während des frühen Absolutismus, und in beiden Staaten wurden sie auf Kosten der Provinz favorisiert. Manchmal erschien ein Phänomen zuerst in Kopenhagen, was durch die frühere Hauptstadt-werdung Kopenhagens zu erklären ist.